365 Tage im Amt - Christopher Gärtner spricht über sein erstes Jahr als Bürgermeister der Gemeinde Flieden

Herr Gärtner, seit einem Jahr sind Sie nun Bürgermeister der Gemeinde Flieden. Rückblickend – wie war Ihr Start im Rathaus?

Christopher Gärtner: „Aufregend war der Start. Aber es lief sehr gut, ich wurde über mehrere Monate von meinem Vorgänger Christian Henkel intensiv eingearbeitet. Er hat mir wirklich viel erklärt und gezeigt, dafür bin ich ihm sehr dankbar, das ist nicht selbstverständlich. Bereits ab Mai 2024 durfte ich an den Sitzungen des Gemeindevorstands teilnehmen und konnte so einen ersten Einblick in viele Themen bekommen. Und das hat mir den Einstieg enorm erleichtert. Ich kannte schon einige Probleme, Sorgen und Themen, die die Gemeinde bewegen. Und auch das Rathaus-Team hat mich sehr gut aufgenommen. Natürlich hat es etwas gedauert, alle Abteilungen, Abläufe und Kniffe kennenzulernen, aber durch einen ständigen Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern klappte das erstaunlich schnell. Wir haben hier ein super Team. Motiviert, engagiert und kompetent.“

Was war denn die größte Herausforderung bei Ihrem Amtsantritt?

Christopher Gärtner: „Ganz klar, uns fehlte von Beginn an eine Schlüsselposition im Rathaus – ich bin nämlich ohne Kämmerer gestartet. Das war natürlich sehr herausfordernd. Doch wir hatten das große Glück, dass wir unseren ehemaligen Kämmerer Lothar Heil auf Minijob-Basis zurückholen konnten. Und auch Michael Winter hat stundenweise noch ausgeholfen. So lief es dann glücklicherweise erstmal, bis wir dann eine richtig gute Kraft gewinnen konnten: Christian Klüber ist als neuer Kämmerer ein echter Glücksgriff und ein Gewinn für die Gemeinde.“

Was haben Sie sich für das erste Jahr vorgenommen und welche Ziele wurden erreicht?

Christopher Gärtner: „Wir wollen als Gemeinde in die Zukunft blicken, wir wollen nach vorne und uns weiterentwickeln. Als Bürgermeister ist man immer nur so stark, wie die Schultern, die einen tragen. Die Mannschaft muss also passen, sie muss zukunftsorientiert sein, mit dem Blick nach vorne. Das heißt, wir haben im Rathaus mehrere Stellen so besetzt, dass die Kolleginnen und Kollegen, die bald in Rente gehen, ihr Wissen an neue Kolleginnen und Kollegen weitergeben können. Deshalb haben wir auch den Bauhof personell neu strukturiert und mit Jürgen Weider einen richtig guten Chef. In diesem Monat fängt ein neuer Tiefbauingenieur an, da sind wir auch sehr glücklich drüber. Und auch die Stelle der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die immer wichtiger wird, haben wir besetzt. Wir dürfen im Wettbewerb der Kommunen nicht untergehen, so haben wir viele Dinge angestoßen, aber auch viele Dinge abgeschlossen, die Christian Henkel schon in die Wege geleitet hat. Es soll sich was bewegen in Flieden – und wir haben dafür eine attraktive Ausgangslage, vor allem auch für Gewerbe und Wirtschaft.“

… und wie läuft‘s mit den Bürgerinnen und Bürgern?

Christopher Gärtner: „Ich denke gut. Ich wollte in meinem ersten Jahr so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich kennenlernen. Dazu gehörten dann natürlich auch viele Feste – die können manchmal lang und anstrengend sein (lacht). Aber jedes Fest ist eine Art Bürgersprechstunde. Ob Jubiläen, Geburtstage, Fasching oder Kirmes – wenn man vor Ort ist, erfährt man die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger. Aber auch das, was gut läuft. Für dieses Feedback bin ich sehr dankbar.“

Welche Projekte haben Sie im ersten Jahr abgeschlossen?

Christopher Gärtner: „Da gibt es einige. Persönlich freue ich mich sehr darüber, dass wir ein neues Baugebiet in meinem Heimatort Schweben erschließen können. Der erste Spatenstich war ein voller Erfolg und ich bin zuversichtlich, dass hier viele Familien ein neues Zuhause finden. Auch in Rückers wird bald ein Neubaugebiet erschlossen. Wir haben einen Spielplatz komplett saniert und neugebaut, eine fünfte Gruppe in der Kindertagesstätte St. Josef eingerichtet, die Spielgolf-Anlage saniert und hierfür mit dem Eiscafé Lenaro einen sehr engagierten und zuverlässigen neuen Pächter gefunden. Auch die enorme Förderung für die Freibadsanierung, die wir vom Land und Landkreis bekommen haben, darf nicht unerwähnt bleiben. Wir hatten einen sehr schönen Jahresempfang mit dem Innenminister Roman Poseck, haben uns mit zwei Oloiden auf dem Paddelteich für den Klima- und Umweltschutz eingesetzt und einen Haushalt mit Rekordinvestitionen verabschiedet. Und zwar einstimmig – darüber bin ich sehr glücklich.“

Die Arbeit mit den Gremien läuft also?

Christopher Gärtner: „Ja, auf jeden Fall. Es ist eine geräuschlose, vertrauensvolle und zielführende Zusammenarbeit – sowohl mit der Vertretung als auch mit dem Vorstand. Da ist sehr viel Wertschätzung untereinander, kein Streit und ich würde sagen, zu 99 Prozent sind wir uns meistens einig. Auch mit dem Ersten Beigeordneten Horst Vormwald, er ist ein absolut zuverlässiger, loyaler und hilfsbereiter Berater und Vertreter.“

Was ist Ihnen für die Zukunft der Gemeinde wichtig?

Christopher Gärtner: „Wir wollen Flieden voranbringen. Sowohl menschlich, kulturell als auch wirtschaftlich. Da ist sehr viel Potential. Viele Projekte können wir bald abschließen, wie zum Beispiel die Arbeiten am neuen Feuerwehrhaus Stork, das bald eingeweiht werden kann. Die Planungen für die Freibadsanierung sind in der Endphase, für dieses Jahr sind diverse Straßenbaumaßnahmen geplant, die Planungen für den Umbau und die Erweiterung des Feuerwehrhauses in Flieden beginnen, das Stadion wird saniert. Und natürlich die jüngste Entscheidung, gemeinsam mit Schlüchtern ein orts- und kreisübergreifendes Gewerbegebiet am Distelrasen zu entwickeln. Das ist natürlich ein historisches Projekt, mit Weitblick und riesen Potential für alle Beteiligten. Da gibt es sicherlich schlechtere Schlagzeilen zum einjährigen Dienstjubiläum (lacht). Mir ist dabei sehr wichtig, dass Flieden zusammenhält, das wir etwas für die Gemeinschaft tun. Zum Beispiel die Königreichtage im September, da wollen wir alle zusammen feiern, außerdem wollen wir zweimal im Jahr Konzerte für die Bürgerinnen und Bürger anbieten, im Rathaus soll wieder etwas mehr Kultur einziehen.“

Zum Abschluss noch eine Frage: Haben Sie sich den Job als Bürgermeister genau so vorgestellt?

Christopher Gärtner: „Grundsätzlich ja. Am Anfang war für mich persönlich die größte Herausforderung die hohe Schlagzahl der verschiedenen Themen. Gefühlt habe ich jede Stunde über ein anderes Thema gesprochen. Da muss man sich gedanklich erstmal drauf einstellen. Auch sensible Themen, wie Bestattungswesen oder personelle Entscheidungen. Da habe ich mich abends schon ab und an leer gefühlt. Es ist ein absoluter Fulltime-Job mit wenig Pausen. Die 40 Stunden sind meistens Mittwochabend schon vorbei. Aber es erfüllt mich. Es macht mir sehr viel Spaß. Letztendlich habe ich drei Hauptaufgaben: Die Leitung der Verwaltung – wir haben über 100 Mitarbeiter, dann bin ich Repräsentant der Gemeinde zum Beispiel auf Festen, Geburtstagen und bei Vereinen und ich bin Entwickler der Gemeinde. Das alles geht nur im Team. Und das macht mir auch am meisten Spaß. Die Arbeit im Team. Wenn wir gemeinsam produktiv waren und ein Projekt abschließen können – das ist ein schöner Moment.“