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Die geschichtliche Entwicklung

Die Gegend um Flieden wird geprägt von den Nordabhängen des Landrückens und den Ausläufern von Rhön und Vogelsberg. Die Grenzbereiche dieser Mittelgebirge bilden hier ein freundliches und reizvolles Gebiet, das von Wäldern und offener Landschaft gestaltet wird.

 

Mit Schenkungen mehrerer Einwohner aus Schweben in der Mark Flieden an das Kloster Fulda im Jahr 806 trat der Ort urkundlich in das Licht der Geschichte. Er entwickelte sich in der Folgezeit zu einem Schwerpunkt massierten fuldischen Grundbesitzes. Im Hochmittelalter war Flieden Verwaltungs- und Gerichtsort. Eine Gemeindebeschreibung um 1700 erwähnte für die Ansiedlung gewisse Stadt- und Bürgerrechte. Dem früheren Verwaltungsmittelpunkt Flieden entsprach auch seine kirchliche Zentralfunktion als Pfarrort für das gesamte Fliedetal. Erst 1582 wurde Neuhof als selbständige Pfarrei abgetrennt.

 

Da politische Grenzen sich oft nach topographischen Gegebenheiten richten, kam die Gemeinde auch in den Genuss daraus entstehender Vor- und Nachteile, die sich besonders in Verbindung mit der vom Kinzigtal kommenden alten Heer- und Handelsstraße Frankfurt-Fulda-Leipzig ergaben. So wurden die Bewohner in allen Jahrhunderten ungewollt an den kriegerischen Ereignissen beteiligt, teils durch Plünderung, Epidemien und Totschlag, teils durch Fourage-lieferung und Gestellung von Fuhrleuten und Gespannen.

 

Letztere hatten in friedlichen Zeiten durch Ableistung von Vorspanndiensten die Möglichkeit eines Nebenerwerbs, die mit der Eröffnung der Eisenbahn 1867 ein jähes Ende fand. Auch die handwerklich beschäftigten Einwohner nahmen die Gelegenheit bei den durchfahrenden Kaufleuten wahr, ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Im Übrigen übten sie Beschäftigungen aus, die zur Bereitstellung lebensnotwendiger Güter erforderlich waren.

 

1357 wird Flieden Zollstation genannt. Als Grenzort des geistlichen Fürstentums Fulda an einer belebten Verkehrsader, war die Gemeinde für die Juden ein interessantes Dorf. Im 19. Jahrhundert war die israelitische Gemeinde mit über hundert Mitgliedern so angewachsen, dass sie eine eigene Synagoge und Schule errichtete. Die Lage „an des Reiches Straße“ brachte es mit sich, dass auch das Gaststättengewerbe eine erträgliche Existenzgrundlage hatte und den Dörflern hin und wieder eine Abwechslung in ihrem bescheidenen Dasein bot. Diese Funktion haben die Wirtsstuben im Zeitalter des Fernsehens nahezu verloren.

 

Das Leben der Landbevölkerung war bis in unsere Zeit fast ausschließlich im Kirchenjahr und am Wechsel der Jahreszeiten orientiert. Verlängerter Arm der Regierung war in erster Linie der Pfarrer, dem der Lehrer unterstand. Beide sorgten für die Erfüllung christlicher und kirchlicher Gebote und reglementierten Feste und Feiern, während der Schultheis, später der Bürgermeister, auf die Einhaltung der weltlichen Obliegenheiten zu achten hatte. Ansonsten brachte die Tätigkeit für Feld und Vieh ein ausgefülltes Tagesprogramm, dessen Anfang und Ende vom Stand der Sonne diktiert wurde. Die Fliedner galten zu allen Zeiten als arme Leute, wie dies noch um die Jahrhundertwende im Bemühen um einen Arzt zum Ausdruck kam. Trotzdem wissen die Kirchenbücher gerade in den Zeiten nach überstandener Not von einer erstaunlichen Spendenfreudigkeit zu berichten. Im Grunde ist das bis heute so geblieben.

 

Der große Umbruch kam in Flieden mit der Eisenbahn. Sie hielt einerseits die Reisenden vom Dorf fern, andererseits bot sie den nicht an die Scholle gebundenen jungen Menschen die Möglichkeit, in die neu entstandenen Industriestädte zu gelangen. Die Mädchen verdingten sich im Haushalt. Bereits seit 1850 ging die Berufsbezeichnung Hüttner (= Kleinbauer) in dem Maße zurück, wie die der Maurer und Taglöhner anwuchs. Von ihnen wird auch gesagt, sie hätten „halb Frankfurt“ gebaut.

 

Nach der Überlieferung haben sie einmal beim Lösen der Fahrkarten für die Heimfahrt am Wochenende durch ihre große Zahl wegen des öfteren „nach Flieden“ am Schalter einen Bahnbeamten zum Ausspruch angeregt: „Flieden muss ja ein ganzes Königreich sein!“ so kam es zu dieser scherzhaften Bezeichnung, die im Gemeindewappen durch eine Krone ihren sichtbaren Niederschlag gefunden hat.

 

Mit besseren Verdiensten kam auch langsam eine Änderung der Lebensgewohnheiten. Die Ansprüche wurden größer. Das Bild des Dorfes wandelte sich von nun an von innen heraus, wenn es auch in der äußeren Erscheinung noch lange landwirtschaftlich geprägt war.

 

Eine verstärkte Umwandlung der Struktur setzte mit der Aufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg ein. In die Dörfer der heutigen Großgemeinde waren nahezu eintausend Vertriebene zu integrieren. Damit stieg der Wohnbedarf, und es setzte – wie überall – eine rege Bautätigkeit ein. Viele Vollerwerbsbauern führten jetzt ihr Anwesen nebenbei weiter und nahmen eine Arbeit an. Zahlreiche Nebenerwerbsstellen gingen ein. Der Prozess ist fast abgeschlossen.

 

Nach den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs trat eine gewisse Konsolidierung ein, bis die Bürger durch Landesgesetz 1972 eine neue Änderung hinnehmen mussten. Durch die Gebietsreform wurden die Nachbargemeinden Buchenrod, Höf und Haid, Magdlos, Rückers, Schweben und Stork aufgelöst. Sie verloren ihre Kommunalverwaltungen und wurden als Ortsteile mit Flieden vereinigt.

 

Höf und Haid sowie Stork sind Streusiedlungen. Auch Flieden und Rückers haben verstreut liegende Wohnplätze und Weiler, die den Gemeindehaushalt bei Erschließungsmaßnahmen stark belasten. In den Ortsteilen mit gewachsenem Ortskern sind zahlreiche Neubaugebiete entstanden, weitere sind in Planung. Die Verwaltung war stets bemüht, die Versorgung dem Bedarf anzupassen.

 

Die Infrastruktur bietet alles, was einer attraktiven Wohngemeinde entspricht: Rathaus, Post, Sparkasse, Ärzte, Apotheken, Alten- und Pflegeheim mit Krankenpflegestation, Grundschulen und Förderstufe, Kindergärten, Einkaufsmärkte, Einzelhandels- und Fachgeschäfte. Für Spiel, Sport und Freizeit stehen  Spiel-, Sport- und Tennisplätze, Turnhallen, ein Schwimmbad, Reitplatz, Schießstand und Büchereien zur Verfügung. Eine Leichtathletikanlage mit 400-m-Rundbahn in Kunststoffausführung ist im Sport- und Freizeitpark vorhanden.

 

Den kulturellen Belangen kommen Bürger- und Dorfgemeinschaftshäuser in allen Ortsteilen entgegen. Die Kerngemeinde harrt noch einer großzügigen kommunalen Kultureinrichtung entgegen. Die vielen Vereine führen ein reges Leben und stehen neuen Interessenten wohlwollend offen. Breitenarbeit und Leistungsanforderungen werden allen Bestrebungen gerecht. Turnverein, Feuerwehr- und Spielmannszüge errangen mehrfach nationale und internationale Meisterschaften.

 

Der Wohnwert der Großgemeinde erhöht sich durch nahe Arbeitsplätze, auch in benachbarten Städten und Gemeinden, durch günstige Verkehrsanbindungen:

 

  • Eisenbahn Kassel – Frankfurt und Kassel - München
  • Rhönautobahn Kassel – Frankfurt und Kassel – München
  • Rhönautobahn Hamburg – München
  • A 66, Ortsgrenze Flieden – Fulda – Frankfurt
  • B40 und gut ausgebaute Landes- , Kreis- und Gemeindestraßen

 

 

Die eingangs geschilderte gastliche Landschaft mit dem Naherholungsgebiet Steinkammer, ist hier einzuordnen. Freunde der Kunst finden in der Barockkirche mit ihren Altären und Plastiken und in den gut erhaltenen Gotteshäusern der Ortsteile sowie den vielen alten und neuen Bildstöcken, gepflegten Friedhöfen und Denkmälern verborgene Kostbarkeiten.

 

Handwerk und Gewerbe, mit umweltfreundlichen Produktionsstätten, werden durch das Gewerbegebiet „Flieden Süd“, direkt an der B 40, nachhaltig gefördert. Die Gemeinde und zahlreiche Gruppen, Organisationen und Vereine sind bemüht, die Lebensqualität Fliedens weiter zu verbessern, um den Wohn- und Freizeitwert für Bürger und Gäste auch in Zukunft optimal zu gestalten.